Kommunale Wärmeplanung
Die Stadt Tettnang stellt sich aktiv den Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende. Ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität ist die Kommunale Wärmeplanung. Ihr Ziel ist es, die Wärmeversorgung in Tettnang schrittweise so zu transformieren, dass sie langfristig klimafreundlich, effizient, sozial verträglich und wirtschaftlich tragfähig wird.
Der Gemeinderat hat am 23.10.2024 die Erstellung des kommunalen Wärmeplans beschlossen. Mit der fachlichen Bearbeitung wurde das erfahrene Planungsbüro "EGS-plan Ingenieurgesellschaft
für Energie-, Gebäude- und Solartechnik mbH“ beauftragt. Die Maßnahme wird durch eine Bundesförderung in Höhe von 90 % unterstützt und erfolgt auf Basis der gesetzlichen Vorgaben des Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetzes Baden-Württemberg (KlimaG BW).
Die Kommunale Wärmeplanung ist dabei nicht nur ein technisches Planungsinstrument, sondern ein strategischer Leitfaden, der aufzeigt, wie Tettnang in den kommenden Jahren eine klimaneutrale Wärmeversorgung aufbauen kann – sowohl für bestehende Gebäude als auch für Neubaugebiete, öffentliche Liegenschaften, Unternehmen und private Haushalte.
Im Rahmen des Projekts wird die Stadt Tettnang auch gezielte Informations- und Beteiligungsangebote für die Öffentlichkeit schaffen. Die Termine werden rechtzeitig auf dieser Webseite veröffentlicht. Alle Tettnangerinnen und Tettnanger sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen und ihre Perspektiven einzubringen.
Was ist Kommunale Wärmeplanung?
Die Kommunale Wärmeplanung (KWP) ist ein langfristiger Planungsprozess mit dem Ziel, die derzeit noch überwiegend fossile Wärmeversorgung – etwa durch Gas- oder Ölheizungen – durch klimaneutrale Wärmequellen wie Solarthermie, Umweltwärme, Geothermie, Biomasse oder Abwärmenutzung zu ersetzen.
Dabei wird die Stadt und das Planungsbüro in vier Phasen tätig:
1. Analysephase:
Erhebung des Ist-Zustands: Energieverbräuche, Heizsysteme, Gebäudestruktur, bestehende Infrastruktur. Die Daten werden aufbereitet, kartiert und systematisch ausgewertet.2. Potenzialanalyse:
Welche erneuerbaren Energien stehen lokal zur Verfügung? Welche Versorgungslösungen passen zu welchen Quartieren? Auch technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Umweltauswirkungen werden einbezogen.3. Zielentwicklung:
Aus der Analyse werden realistische Entwicklungspfade abgeleitet – differenziert nach Stadtteilen, Gebäudetypen und Zeitrahmen. Dabei wird ein Szenario entwickelt, wie Tettnang bis 2040 (oder früher) eine weitgehend klimaneutrale Wärmeversorgung erreichen kann.4. Maßnahmenplan:
Der Plan benennt konkrete Schritte zur Umsetzung – z. B. Erweiterung von Wärmenetzen, Unterstützung privater Sanierung, Ausweisung geeigneter Neubaugebiete oder Förderung innovativer Projekte. Empfehlungen für Politik, Verwaltung und Bauherr*innen schließen den Prozess ab.Die Ergebnisse der Wärmeplanung werden in einem kommunalen Wärmeplan zusammengefasst, der regelmäßig fortgeschrieben werden kann und als Entscheidungsgrundlage für die Stadt dient.
Warum ist Wärme ein so wichtiges Thema?
Die Wärmeversorgung basiert heute noch größtenteils auf fossilen Brennstoffen, insbesondere Erdgas und Heizöl. Diese Form der Energieerzeugung verursacht hohe CO₂-Emissionen, ist importabhängig und langfristig weder ökologisch noch ökonomisch tragfähig.
Mit der kommunalen Wärmeplanung verfolgt die Stadt Tettnang das Ziel,
- klimafreundliche Versorgungsstrukturen zu entwickeln,
- Energieverbräuche zu senken,
- erneuerbare Energien lokal zu nutzen,
- und Versorgungssicherheit und soziale Verträglichkeit zu gewährleisten.
Was wird im Rahmen der Wärmeplanung untersucht?
Die Kommunale Wärmeplanung betrachtet sämtliche Aspekte des Wärmebedarfs und -angebots im Stadtgebiet:
- Gebäudestruktur: Analyse des Energiebedarfs für Heizen und Warmwasser in allen Quartieren – Wohngebäude, Gewerbe, Industrie, öffentliche Einrichtungen
- Wärmeinfrastruktur: Untersuchung bestehender Wärmenetze, Versorgungssysteme und Potenziale für Netzerweiterung
- Erneuerbare Wärmequellen: Identifikation nutzbarer lokaler Potenziale (Solarthermie, Biomasse, Abwärme, Geothermie, Wärmepumpen)
- Sanierungspotenziale: Betrachtung energetischer Einsparmöglichkeiten im Gebäudebestand
- Gebietstypisierung: Welche Stadtteile eignen sich eher für Wärmenetze, wo sind individuelle Lösungen sinnvoll?
- Zukunftsszenarien: Modellierung von Entwicklungspfaden hin zur klimaneutralen Wärmeversorgung
Diese Daten bilden die Grundlage für den Maßnahmenkatalog, der kurz-, mittel- und langfristige Optionen benennt – sowohl für die öffentliche Hand als auch für private Eigentümerinnen und Eigentümer.
Welche Bedeutung hat die Wärmeplanung für Bürgerinnen und Bürger?
Die Wärmeplanung selbst verpflichtet noch niemanden zum Handeln. Sie schafft jedoch klare Perspektiven und Orientierung – für Eigentümerinnen und Eigentümer, Investoren, Energieversorger, Handwerk und Politik.
Für die Bürgerschaft bedeutet das:
- Transparenz: Wo sind langfristig zentrale oder dezentrale Wärmeversorgungen geplant?
- Planungssicherheit: Welche Investitionen lohnen sich, wo wird welche Technik künftig sinnvoll sein?
- Förderung: In vielen Fällen können Fördermittel gezielter beantragt werden, wenn der kommunale Wärmeplan entsprechende Maßnahmen unterstützt.
Eignungsprüfung nach § 14 WPG und ihre Bedeutung für die kommunale Wärmeplanung
Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung erfolgt eine Eignungsprüfung gemäß § 14 WPG, um festzustellen, ob bestimmte Teilgebiete für die Versorgung durch Wärmenetze oder Wasserstoffnetze mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht geeignet sind. Diese Prüfung findet in einer frühen Phase der Wärmeplanung statt. Resultiert aus der Prüfung keine Eignung besteht die Option für diese Teilgebiete eine verkürzte Wärmeplanung durchzuführen.
Die Ergebnisse der Eignungsprüfung in Tettnang sind in der angehängten Datei enthalten. Das Regelverfahren zur Erstellung der kommunalen Wärmeplanung wird für das gesamte kommunale Gebiet angewendet. Die Anwendung des verkürzten Verfahrens wird als nicht erforderlich erachtet, da keine nennenswerte Reduzierung des Planungsaufwands erwartet wird.